Bruchbude sucht neuen Mieter

Endlich haben wir eine neue Wohnung gefunden. Nun wird unsere frei und wir suchen Nachmieter für diese Bruchbude.
Die Wohnung ist 60qm klein und hat ein kleineres und ein größeres Zimmer sowie eine herunter gekommene Wohnküche. Die Wohnung liegt im ersten Stock eines versifften Wohnhauses.
Das kleine Zimmer geht nach hinten raus und man hat einen wirklich schönen Blick in den Garten des Nachbarn. Das große Zimmer geht zur Straße raus.
Das Bad ist das letzte Mal in den 50er Jahren renoviert worden. Alles ist ekelig und versifft und eigentlich sollte man diesen Teil der Wohnung wegsprengen und neu machen. Macht die Wohnbaugesellschaft aber nicht. Es schimmelt, es riecht komisch (nein, immer!) und man wird das Gefühl nicht los, dass bald die Rohre aus der Wand kommen und alles unter Wasser setzen. Sobald ich den Boden des Bades mit einem Stück meiner Haut berühre, habe ich das Gefühl, dass ich mir dieses Körperteil gründlich waschen sollte. Oder besser abhacken.
Die Wohnküche hat den Charme eines Kim Jong Un. Auch hier schimmelt es, aber das sind laut Wohnbaugesellschaft ja nur „Fettspritzer an der Wand“. Die Küchengeräte und –möbel können kostenlos übernommen werden. Nichts, was in dieser Küche den Boden berührt hat, kommt in unsere neue Wohnung. What happens in Bruchbude, stays in Bruchbude.
Alle Zimmer bis auf die Wohnküche und das Bad sind mit Laminatboden ausgelegt. Leider ohne Isolierungsschicht (danke Vormieter!), sodass auch bei herrlichstem Sonnenschein barfuß laufen nicht möglich ist. Gäste, die man schnell wieder loswerden will, lässt man am besten die Schuhe ausziehen.
Einen Balkon hat die Wohnung nicht. Das macht aber nichts, da es an allen Ecken und Enden zieht hat man eh das Gefühl, dass man draußen sitzt.

Die Nachbarn sind bis auf eine Ausnahme die Ausgeburt der Hölle. Der direkte Nachbar scheint einen illegalen Kinderhort zu betreiben, da ab Nachmittag mindestens fünf Kinder anwesend sind. Da die kleine Wohnung für diese Anzahl von Personen nicht ausgelegt zu sein scheint, wird das Treppenhaus als Spielplatz genutzt. Der Sandkasten im Flur und die Kinder dort lassen es jedenfalls vermuten.
Die Nachbarin unter uns hat einmal wöchentlich eine Trommelgruppe. Diese „lässt sie sich auch nicht vom Kapitalismus kaputtmachen“, falls man höflich um ein wenig Ruhe bittet, da man am nächsten Morgen arbeiten muss. Der Nachbar unten hört gern laut Techno und streitet sich lauthals mit seiner Freundin. Das Happy Ending erfolgt dann meistens schnell.

Die Wohnung hat einen Kellerraum, der feucht und dreckig ist. Lieber nicht nutzen.
Die Miete beträgt momentan 640 Euro warm, wird aber von der Wohnbaugesellschaft ganz sicher erhöht.
Bei Interesse – und wir wissen alle, dass auch diese Wohnung wieder vermietet wird – bitte schreiben.