Zwei Zimmer in der „Rentnersiedlung“ zu vergeben

Der boomende Leipziger Osten. Seitdem die meisten anderen Stadteile bereits totgentrifiziert wurden, zieht es die hippen jungen Neuleipziger in Scharen dorthin. Hier, in der Gegend um „Deutschlands gefährlichste Straße“ (Springerpresse), ist in den letzten Jahren ein Eldorado für trendige Jungurbanisten entstanden die wahlweise dem Eskapismus in Form hedonistischer Partykultur frönen oder aber den schreienden sozialen Widersprüche der kapitalistischen Krisengesellschaft mittels radikaler Gesellschaftskritik wie etwa Verschenkekisten oder „Urban Gardening“ Herr werden möchten. Ein Döner nach dem anderen reiht sich hier an die ixte Kulturinitiative, gefolgt von Spielotheken, gefolgt von hippen alternativen Szenekneipen und Ramschläden. Die vielbeschworene „Kreativwirtschft“ hat es sich im Brennpunkt gemütlich gemacht und lässt den Blick voyeuristisch durchs, für ostdeutsche Verhältnisse sehr migrantisch geprägte, soziale Elend schweifen. Partys, Drogen, Crime und Poetryslams.
Nie hat man seine Ruhe!
Das muss jedoch nicht sein. Es gibt noch einen anderen Osten ein unbekanntes Niemandsland in Anger-Crottendorf zur Linken der Zweinaundorfer Straße. Einen Osten den wir, bevor wir ihn selbst bevölkerten, auch nicht kannten!
Eine kleine Welt die von Profanität nur so strotzt und deren stechendste Charakteristika wohl am treffendsten mit Mittelmäßigkeit, Langeweile und Friedhofsruhe beschrieben wäre. Wir nennen sie „liebevoll“ die Rentnersiedlung. Inmitten dieses circa fünf Quadratkilometer umfassenden Wohnviertels in unmittelbarer Nähe zum Konsum liegt unsere Wohngemeinschaft. Genauer gesagt in der Peilickestraße 22 im dritten Stock. Und dort, in der eigentlich ganz gemütlichen, noch relativ billigen und großen Wohnung, werden zwei Zimmer frei!
Die Wohnung an sich hat alles was man braucht: Drei Zimmer, Küche, Bad (mit Wanne) einen riesigen Flur, schöne alte Doppelfenster (durch die es nicht zieht) und schicke Holztüren. Dazu gibt es einen Balkon dessen Gigantomanie vermuten lässt, dass sein Architekt noch Albert Speer gewesen sein muss und auf den problemlos ein Sofa, ein Tisch mit Stühlen, ein Grill und ein Wäscheständer passen ohne sich zu nahe zu kommen.
Die freien Zimmer wären mit 15 Quadratmetern das kleinste, mit 239,38 Euro all inclusive aber auch das preiswerteste und mit Blick auf den grünen Innenhof auch das mit dem schönsten Ausblick und mit 22 Quadratmetern das Größte , mit wunderbarem Erker und 291, 70 Euro.
Zusammenwohnen tätest du mit mir (Christian). Ich studiere seit geraumer Zeit „Irgendwas mit Medien“ in einem trostlosen Ort namens Merseburg. Ich bin 31 Jahre alt und langgedienter WG-Kämpfer,
daher wäre es gut, wenn du bereits ebenfalls über entsprechende Erfahrungen verfügen würdest. Meine Freundin und ihr kleiner Hund verbringen auch viel Zeit bei uns in der WG, gehören also quasi zum Inventar.
Die ganzen üblichen, sinnentleerten Schlussfloskeln a la „keine Zweck-WG“, „harmonisches Umfeld“ usw. möchte ich mir an dieser Stelle schenken. Nur so viel: Ich bin ein halbwegs intelligenter und mit einem gesunden Maß an Empathie ausgestatteter Mensch.
Ich suche Leute mit denen es sich entspannt leben lässt, die einen Sinn für Gemeinschaft mitbringen.


Also komm vorbei.
Wer im Übrigen dem Glanz und Elend der Eisenbahnstraße frönen möchte: mit dem Rad ist man unserer Rentnersiedlung auch in fünf Minuten entkommen und mitten drin im Vergnügen.